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Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF): Warum ist sie wichtig?

April 4, 2024
Frau Sitzt am Schreibtsich und streckt sich

Betriebliche Gesundheitsförderung ist eine der drei Säulen des betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM). In diesem Bereich nimmt die Gesundheitsförderung jedoch eine Sonderstellung ein, da sie freiwillig zu erbringen ist. Im Gegensatz dazu, sind Arbeitsschutz und betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM) verpflichtend für Arbeitgeber. Das bedeutet jedoch nicht, dass Gesundheitsförderung weniger wichtig wäre. Ganz im Gegenteil, ist die nachhaltige Verhaltensänderung zum Thema Gesundheit in der Arbeitswelt einer der wichtigsten Punkte für die Zukunft. 

Definition von betrieblicher Gesundheitsförderung

Das Thema Gesundheit in der Arbeitswelt

Warum sollten Sie BGF umsetzen?

BGF-Maßnahmen

Verhaltens- & Verhältnisprävention – zwei Ansätze für BGF

Digitale Lösungen vs. analoge Lösungen

Förderung durch gesetzliche Krankenkassen

Steuerfreie Förderungen

Schlusswort

Definition von betrieblicher Gesundheitsförderung

Oft stellt sich die Frage, was ist eigentlich der Unterschied zwischen BGM und BGF. Grob könnte man sagen, BGF ist „nur“ ein Teil des BGM. Ganz klar definiert ist betriebliche Gesundheitsförderung ein ganzheitlicher Ansatz zur Förderung der Gesundheit durch präventive und reaktive Maßnahmen, die das Wohlbefinden der Mitarbeitenden steigern. Es geht im BGF also um die wirkliche Umsetzung der Maßnahmen, die zur Erfüllung der BGM-Ziele führen. 

Das Thema Gesundheit in der Arbeitswelt

Das Thema Gesundheit in der Arbeitswelt hat in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen. Der Krankenstand und die Anzahl der Krankentage sind in vielen Unternehmen zunehmend ein Problem, insbesondere aufgrund von psychischen Erkrankungen. Laut dem DAK Gesundheitsreport 2024, war der Krankenstand 2023 so hoch wie noch nie, und das zum zweiten Mal in Folge. Studien haben gezeigt, dass Stress und Überlastung am Arbeitsplatz oft zu Depressionen und Angstzuständen führen können. Psychische Erkrankungen sorgen laut DAK sogar zu 7,4% mehr Krankheitstagen. Aber auch Erkrankungen und Probleme des Muskel-Skelett-Systems nehmen weiter zu. Deshalb ist es wichtig, dass Unternehmen auf die Ergonomie am Arbeitsplatz und auf mehr Bewegung zwischen längeren Sitzeinheiten achten, um körperlichen Belastungen entgegenzuwirken. 

Büromitarbeiterin mit Nackenschmerzen

Außerdem stellt die Tatsache, dass viele Mitarbeitende im Home Office arbeiten, Unternehmen vor weitere große Herausforderungen was Sicherheit und Gesundheit angeht. Gibt man Arbeitnehmern die Möglichkeit, von überall zu arbeiten, müssen Lösungen angeschafft werden, die auch dort für eine gesunde und effektive Arbeit sorgen.

Warum sollten Sie BGF umsetzen?

Gesundheitsförderung für Mitarbeitende ist nicht gesetzlich vorgeschrieben. Wie schon erwähnt, heißt das aber nicht, dass die Gesundheitsförderung deshalb weniger wichtig ist. Man könnte sogar sagen, dass Sie als Arbeitgeber dadurch größtmögliche Freiheit in der Gestaltung der Maßnahmen haben. 

Wir müssen uns eingestehen, dass die Arbeitsbedingungen oftmals sehr stressbelastet sind und die Gesundheit in vielen Bereichen noch sehr stiefmütterlich behandelt wird. Viele Mitarbeitende sitzen 8 Stunden an ihrem Platz und stehen nur zur Mittagspause auf. Gleichzeitig werden wir jeden Tag Unmengen an Eindrücken und Stressfaktoren ausgesetzt. Das ist eindeutig zu wenig Bewegung für so viel Stress und führt zu Rücken- und Nackenproblemen. Überlegt man sich, wie viel ein Krankheitstag ein Unternehmen kostet, lohnt sich eine Investition in Prävention allemal. Es geht am Ende darum, durch unterschiedliche Aktionen der Gesundheitsförderung, eine wirklich nachhaltige Änderung des täglichen Verhaltens von Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu erzielen.

Um betriebliche Gesundheitsförderung erfolgreich umzusetzen, sollten Unternehmen einige grundlegende Punkte beachten:

Analyse der Situation:

Bevor Maßnahmen der BGF umgesetzt werden können, sollten die Bedürfnisse und Wünsche der Mitarbeiter erfasst werden. Hierzu können Mitarbeiterbefragungen oder Gesundheitschecks genutzt werden. Auch eine Analyse der Arbeitsbedingungen kann hilfreich sein, um geeignete Maßnahmen zu identifizieren.

Festlegung von Zielen:

Auf Basis der Analyse sollten konkrete Ziele und Maßnahmen festgelegt werden, die umgesetzt werden sollen. Hierbei sollten sowohl kurz- als auch langfristige Ziele berücksichtigt werden.

Einbindung der Mitarbeiter:

Die Mitarbeiter sollten aktiv in den Prozess der BGF einbezogen werden, um eine höhere Akzeptanz und Motivation zu erreichen. Hierzu können beispielsweise Mitarbeiter-Workshops genutzt werden.

Umsetzung der Maßnahmen:

Die Umsetzung sollte systematisch und nachhaltig erfolgen. Hierbei ist eine gute Planung und Koordination wichtig. Auch eine Evaluierung der Maßnahmen kann hilfreich sein, um deren Effektivität zu überprüfen.

Kommunikation

Die Kommunikation der Aktionen und der Ergebnisse ist wichtig, um eine höhere Transparenz und Vertrauen bei den Beschäftigten zu erreichen. Hierbei sollten verschiedene Kommunikationskanäle, wie z.B. Intranet oder Newsletter, genutzt werden.

BGF-Maßnahmen

Bei den BGF-Maßnahmen unterscheidet man ganz grundsätzlich in Prävention und Reaktion. Die präventiven Maßnahmen sollen Krankheiten vorbeugen, die reaktiven Maßnahmen sollen Krankheiten bekämpfen. 

Die Auswahl der richtigen Maßnahmen ist entscheidend für den Erfolg der Gesundheitsförderung durch den Arbeitgeber. Deshalb schauen wir uns einmal an, was bei der Auswahl beachtet werden sollte. 

Bevor Unternehmen die Maßnahmen auswählen, haben Sie im besten Fall ein Konzept für das allgemeine betriebliche Gesundheitsmanagement erstellt. Hier wurden operative Ziele vereinbart, die es nun zu erfüllen gilt. Genau hier setzen die BGF Maßnahmen an. Das bedeutet, dass BGM-Manager genau darauf achten sollten, welche Maßnahmen für welches operative Ziel geeignet sind. 

Nehmen Sie sich etwas Zeit und schauen Sie sich den bisherigen Stand an. Dabei sollten Sie immer folgende Fragen im Kopf behalten:

  • Welche Ziele möchten wir erreichen? 
  • Was sind unsere größten Probleme?
  • Erreichen die bisherigen Maßnahmen alle Beschäftigten?
  • Welche Maßnahmen haben in der Vergangen Erfolge erzielt? 
  • Was muss man ergänzen?
  • Was brauchen wir ganz neu? 

Es gibt eine Vielzahl an Maßnahmen, die die unterschiedlichsten Schwerpunkte abdecken. Erstellen Sie eine Liste der interessantesten und priorisieren sie diese dann. Im besten Fall testen Sie die verschiedenen Lösungen direkt mit Mitarbeitenden, um das ehrliche Feedback zu erhalten.

Verhaltens- & Verhältnisprävention – zwei Ansätze für BGF

Verhaltens- und Verhältnisprävention sind zwei Ansätze, die häufig im Kontext von Gesundheitsförderung und Krankheitsprävention diskutiert werden. Beide Ansätze zielen darauf ab, das Risiko von Erkrankungen und Verletzungen zu reduzieren, aber sie unterscheiden sich in ihren Schwerpunkten und Methoden.

Verhaltensprävention

Die Verhaltensprävention konzentriert sich auf individuelles Verhalten und zielt darauf ab, die Gesundheitskompetenz und das Verhalten von Einzelpersonen zu verbessern. Dies kann durch Maßnahmen wie Aufklärungskampagnen, individuelle Beratung oder Verhaltensänderungsprogramme erreicht werden. Ein Beispiel für Verhaltensprävention ist die Kampagne zur Raucherentwöhnung, bei der Einzelpersonen über die negativen Auswirkungen des Rauchens informiert und ermutigt werden, mit dem Rauchen aufzuhören.

Verhältnisprävention

Im Gegensatz dazu konzentriert sich die Verhältnisprävention auf die Schaffung gesundheitsförderlicher Umgebungen und Strukturen. Dies kann durch Änderungen der physischen oder sozialen Umgebung erreicht werden, wie beispielsweise die Förderung von Radwegen oder die Einführung von gesunden Mahlzeiten in Schulcafeterien. Ein Beispiel für Verhältnisprävention ist die Installation von Gehwegabsenkungen und Rampen, um den Zugang für Rollstuhlfahrer und andere mobilitätseingeschränkte Personen zu erleichtern.

Digitale Lösungen vs. analoge Lösungen

Früher hatten Unternehmen oftmals nur die Möglichkeit, Gesundheitstage zu organisieren. An diesen konnten Mitarbeitende freiwillig teilnehmen, was in den letzten Jahren weniger und weniger genutzt wurde. Der Prozess hat zusätzlich den Nachteil, dass es sich um Momentaufnahmen handelt. Beschäftigte konnten einzelne Impulse mitnehmen, verfolgten diese aber meist nicht langfristig, was dem Ziel einer nachhaltigen Verhaltensänderung nicht zuträglich war. Das ist aber nicht die Schuld der Unternehmen oder der verantwortlichen Personen. Es gab einfach keine anderen Lösungen! In der heutigen Zeit sieht das ganz anders aus. Es gibt unzählige digitale und analoge Lösungen zum Thema betriebliche Gesundheitsförderung. 

Was sind nun die besten Lösungen? 

Das kann man natürlich nur sehr schwer verallgemeinern. Klar ist jedoch, dass die analogen Lösungen wie der Gesundheitstag nicht mehr zeitgemäß sind. Heutzutage ist das Thema Gesundheit ein allumfassendes Thema und Beschäftigte wünschen sich das nicht nur zweimal pro Jahr, sondern immer und überall. Deshalb sind die digitalen Angebote so wichtig. Sie ermöglichen es den Unternehmen, beispielsweise auch im Home Office ein tolles Arbeitsumfeld zu garantieren. 

Seit KI in aller Munde ist, gibt es natürlich auch hier eine Nachfrage. Die Angebote haben sich von analog zu digital entwickelt und der nächste logische Schritt sind KI-gestützte Lösungen, wie z.B. der Ergonomie Coach Isa. 

KI-gestützte Maßnahme zur betrieblichen Gesundheitsförderung

Förderung durch gesetzliche Krankenkassen

Die Frage nach den Kosten ist eine wichtige. Es liegt auf der Hand, dass die BGM-Anbieter nicht ganz kostenlos sein werden. Natürlich hängt es davon ab, welche Lösungen und Angebote man einsetzen will. Die gute Nachricht ist jedoch, es gibt verschieden Förderungen, die die Kosten reduzieren können. 

Maßgeblich entscheidend für die Förderung durch gesetzliche Krankenversicherung sind das Präventionsgesetz (PrävG) und das Sozialgesetzbuch mit den  Artikeln § 20 und § 20b

In Artikel § 20b SGB V wird beschrieben, dass Krankenkassen die Leistungen zur Gesundheitsförderung in Betrieben insbesondere den Aufbau und die Stärkung gesundheitsförderlicher Strukturen fördern. 

In § 20 SGB V wird zusätzlich die genaue Höhe genannt. Pro Versicherten müssen Krankenkassen 3,15€ investieren.

Was genau bedeutet das jetzt für Unternehmen? 

Wie diese Förderung in der Praxis aussieht, regelt der Leitfaden Prävention des GKV. In diesem Leitfaden sind alle qualitativen Kriterien zur Primärprävention und Gesundheitsförderung festgehalten, die für die Leistungserbringung der Krankenkassen gelten.

Krankenkassen können Unternehmen laut diesem Leitfaden mit zwei Leistungen zur Seite stehen:

  • Fachexperten unterstützen Unternehmen, die BGM-Prozesse im Unternehmen einführen
  • Finanzielle Bezuschussung von BGM-Prozessen 

Steuerfreie Förderungen

Nicht nur die Krankenversicherungen unterstützen bei Firmen bei der Gesundheit der Belegschaft. Auch der Staat trägt seinen Teil dazu bei. im Einkommenssteuergesetz §3 Nr. 34 EStG ist geregelt, dass Unternehmen jedem Mitarbeiter und jeder Mitarbeiterin pro Jahr bis zu 600€ steuerfrei (Lohnsteuer und Sozialversicherung) zuwenden dürfen. Diese Leistung gilt nur für Maßnahmen, die die Kriterien von §20 und §20b SGB V erfüllen und zusätzlich zum ohnehin geschuldeten Arbeitslohn erbracht werden. 

Tipp: 
Das BGM-Budget von 600€ ist ein Freibetrag und keine Freigrenze. Sollten die Kosten die 600€ überschreiten, wird nur der überschreitende Betrag lohnsteuer- und sozialversicherungspflichtig. 

Diese Regelung gilt für jeden Arbeitnehmer. Dabei spielt es keine Rolle, ob Vollzeitkraft, Mini-Job oder Management. Außerdem kann der Betrag bei unterschiedlichen Arbeitgebern pro Jahr auch mehrmals in Anspruch genommen werden. 

Schlusswort

Eine betriebliche Gesundheitsförderung ist wichtig, um die Gesundheit und das Wohlbefinden der Mitarbeitenden zu verbessern und somit die Motivation und Leistungsbereitschaft zu steigern. Durch eine systematische und nachhaltige Umsetzung von BGF-Maßnahmen können Unternehmen viele Vorteile erzielen, wie z.B. eine Steigerung der Produktivität oder eine Reduktion von Fehlzeiten. Auch die Kosten können durch die Inanspruchnahme von Fördermöglichkeiten reduziert werden. Eine erfolgreiche Umsetzung der BGF erfordert jedoch eine gute Planung, Koordination und Kommunikation sowie die aktive Einbindung der Mitarbeiter.

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