Hoher Krankenstand als Warnsignal
Wie hoch sind die Kosten eines hohen Krankenstandes auf Unternehmensebene?
Wie kann man Ausfalltage reduzieren?
Kosten & Nutzen von Präventionsmaßnahmen unterscheiden sich deutlich
Krankentage ökonomisch durch MSK-Prävention senken
Wann lohnt es sich finanziell den Krankenstand zu senken?
Personalkosten sind für viele Unternehmen eine der größten Kostengruppen überhaupt. Der Anteil an den Gesamtkosten kann sich zwar je nach Branche stark unterscheiden, im Durchschnitt liegen diese jedoch bei 30 bis 40 Prozent. Bei Handels- und Dienstleistungsunternehmen können diese aber auch bei bis zu 60 Prozent liegen. Mitarbeitende sind damit der größte Kostenfaktor für viele Unternehmen und gleichzeitig aber auch die wertvollste Ressource. Denn nur durch qualifizierte, gesunde und leistungsfähige Angestellte können Unternehmen langfristig Wettbewerbsfähig bleiben. Um das zu gewährleisten muss ein Unternehmen Arbeitsbedingungen schaffen, welche das Wohlbefinden von Angestellten fördern. Wenn das nicht gelingt steigen die Ausfalltage während die Produktivität leidet. Wie du den Krankenstand senken kannst und was dabei zu beachten ist, zeigen wir im Folgenden.
Bietet ein Unternehmen schlechte Arbeitsbedingungen macht sich das durch hohe Fehlzeiten bemerkbar. Hier unterscheidet man nach Arbeitsunfähigkeit aufgrund von Krankheit oder Absentismus aufgrund mangelnder Motivation und einem schlechten Verhältnis zum Arbeitgeber. Letztere beliefen im Jahr 2009 nach Angaben des Statistischen Bundesamt im Schnitt 1.199 € pro Mitarbeiter und Jahr. Viel höher dagegen sind die Kosten durch Krankheitsbedingte Ausfalltage, welche sich im gleichen Jahr für Unternehmen auf 129 Mrd. € beliefen. Neben den direkten Kosten fallen für Unternehmen zudem noch Kosten für den Wertschöpfungsausfall an, welche im Verhältnis 225 Mrd. € betrugen.
Der Krankenstand deutscher Unternehmen beträgt im Schnitt 4,23%. Ein Unternehmen mit 100 Mitarbeitern und einem Personalaufwand von 41.000 € hat somit Krankheitsbedingte Kosten von 173.430 €.
Geht man nun aber von einem Unternehmen mit einem Krankenstand von 6% aus, trägt dieses bereits Kosten von 246.000 €. Dabei bezieht sich dieses Beispiel nur auf kosten für Krankheitsbedingte Ausfalltage.
Ein weiterer Kostenfaktor ist der Präsentismus. Dieser bezeichnet den Umstand das Mitarbeitende zur Arbeit kommen obwohl sie Krank sind. Präsentismus verursacht ebenfalls Kosten weil Kranke Angestellte weniger Leistung erbringen und häufiger Fehler machen. Die Kosten von Präsentismus sind für Unternehmen schwer zu ermitteln aber belaufen sich pro Mitarbeiter im Schnitt auf 2.399 €. Kosten für Absentismus, welche Unternehmen über die Krankenquote berechnen könne, stellen also nur einen Teil des Aufwands dar, wodurch viele Unternehmen einen falschen Wert in ihre Kalkulationen aufnehmen.
Die Kosten für Unternehmen können also imens sein was uns zu der Frage führt wie lässt sich die Krankenquote reduzieren?
Das vorangegangene Beispiel macht deutlich, dass es durchaus sinnvoll ist den sichtbaren Krankenstand (Absentismus) und den nicht sichtbaren Krankenstand (Präsentismus) so gering wie möglich zu halten. Dazu ist es zunächst wichtig für Transparenz zu sorgen. Erst wenn klar ist welcher Umstand oder welche Umstände die Gesundheit der Mitarbeitenden gefährden, kann man entsprechend handeln. Hierzu können Unternehmen eine Gefährdungsbeurteilung durchführen oder ein ganzheitliches betriebliches Gesundheitsmanagement einführen. Diese gibt eine feste Struktur für mögliche Ursachen vor und enthält Dimensionen wie psychische und physische Belastungen oder diverse Belastungen durch das Arbeitsumfeld. Konkrete Gründe sind z.B. eine schlechte Arbeitsplatzgestaltung, zu viel (Leistungs-)Druck oder eine schlechte Raumbelüftung sein.
Eine Patentlösung gibt es hier leider nicht, da BGF- und BGM-Maßnahmen immer an ein Unternehmen angepasst werden müssen. Zudem hängt der Erfolg von jeder Maßnahme zur Senkung der Krankheitstage je nach Angebot stark davon ab wie viele Mitarbeitende teilnehmen.
Die meisten Fehltage kann man jedoch auf Muskel-Skelett-Erkrankungen also Erkrankungen des Bewegungsapparats zurückführen. Laut DAK-Gesundheitsreport 2021 sind diese mit 24,1 Prozent für die meisten Ausfalltage in Unternehmen verantwortlich. Auf platz zwei sind Psychische Erkrankungen mit etwa 17%.
Generell lassen sich Fehltage vermeiden indem Bewegung gefördert und Stress vermieden wird.
Lese hier mehr über die Entstehung von Krankheiten und Gesundheitsproblemen am Arbeitsplatz.
Über die Jahre haben sich viele Präventionsmaßnahmen zum Gesundheitserhalt etabliert doch Studien zeigen, dass viele nicht halten was sie versprechen. Untersuchungen zur Wirksamkeit von Präventionsmaßnahmen von Muskel-Skelett-Erkrankungen zeigen, dass vor allem die Kontinuität und Langfristigkeit von Maßnahmen entscheidend sind. Ein Seminar zur Stressvermeidung, ein Firmenlauf oder eine einfache Rückenschule reichen also nicht aus. Zudem ist die Wirkung von Präventionsmaßnahmen immer davon abhängig wie viele Mitarbeiter erreicht und aktiviert werden.
Das gelingt Maßgeblich durch eine gezielte Kommunikation eurer BGF-Maßnahmen. Du möchtest wissen wie das geht? Lese unseren Artikel über BGF-Maßnahmen erfolgreich kommunizieren.
Die Literatur unterscheidet vier gängige Varianten um Fehltage aufgrund von Muskel-Skelett-Erkrankungen zu senken. Welche das sind zeigen wir im Folgenden.
Die wissenschaftliche Literatur deutet darauf hin, dass Präventionsmaßnahmen die nur auf Wissensvermittlung & Informationsvermittlung setzen für die Reduktion von Krankheitstagen durch Muskel-Skelett-Krankheiten oder die Verkürzung der Ausfalltage nicht effektiv sind. Die Ergebnisse mehrerer Studien deuten darauf hin, dass Symptome und die Dauer von Beschwerden nicht ausreichend gemindert werden.
Daher „sprechen einige Autoren sogar von moderate bis starker Evidenz, dass edukative Programme zur Prävention von Erkrankungen des Bewegungsapparats ungeeignet sind“.
Körperliche Bewegungsprogramme sind jene, welche zur Steigerung der physischen Belastbarkeit, Verbesserung der Beweglichkeit und Erhöhung der Fitness von Beschäftigten dienen. Mit Hilfe solcher Gesundheitsförderungsangebote lassen sich Fehlzeiten effektiv verringern. Die Literatur deutet darauf hin, dass Bewegungsprogramme die effektivste Einzelmethode zur Verringerung von Fehlzeiten sind.
Die Effektivität von Bewegungsprogrammen hängt laut Lühmann et al. maßgeblich von der Regelmäßigkeit sowie der Langfristigkeit von Maßnahmen ab.
Ergonomische Hilfsmittel wie Maus und Tastatur zeigen keinen eindeutigen Effekt auf die Reduktion von Fehltagen. Studien von Eerd et al. legen nahe, dass „ergonomische Mausmodelle“ eine leichte Evidenz für die Verringerung von Nacken und Schulterproblemen aufweisen. Ebenso wie Lincoln et al. finden sie jedoch keine wissenschaftliche Evidenz für die Reduktion von Fehlzeiten durch diese.
Programme welche präventive Maßnahmen wie Schulungen oder Bewegungsprogramme mit technischen Hilfsmitteln, also ergonomischen Büroequipment kombinieren, haben mit den Größten Effekt auf die Reduktion von Fehltagen. Wie groß der Effekt auf die Reduktion von Fehltagen tatsächlich ist, hängt allerdings davon ab wie aktiv sich Mitarbeitende an den Programmen beteiligen. Zudem sind auch bei Kombinationsprogrammen die Intensität und Kontinuität maßgebend für den gesundheitlichen Effekt.
Zehn Studien aus den USA zeigen eine durchweg positive Kosteneffektivität. Die Kosteneinsparungen ergeben sich für Unternehmen aus Krankheitskosten und krankheitsbedingten Ausfalltagen.
Nach einer umfangreichen Bewertung durch Chapman hat sich ergeben, dass sich durch BGF-Maßnahmen Krankheitskosten im Schnitt um 26,1% und Fehlzeiten um 26,8% verringern lassen.
Für Krankheitskosten ergibt sich nach Kreis und Bödeker ein Return on Investment (ROI) von „1:2,3 bis 1:5,9“ und für „Fehlzeiten lassen sich Angaben von 1:2,5 bis zu 1:10 finden“. Demnach zahlt sich jeder Investierter Euro in betriebliche Gesundheitsförderung mindestens zweimal so hoch wieder aus.
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