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Bewegung am Arbeitsplatz – warum sie so wichtig ist und wie sie zur Routine wird

November 27, 2024

Bewegung am Arbeitsplatz ist wichtig! – wir erklären warum und wie man das umsetzen kann

In diesem Beitrag zeigen wir dir, warum Bewegung am Arbeitsplatz nicht nur wichtig, sondern unverzichtbar ist – sowohl für deine Gesundheit und dein persönliches Wohlbefinden als auch aus unternehmerischer Sicht. Immer mehr Unternehmen setzen auf Gesundheitsmanager und Sportwissenschaftler, um diese Themen voranzutreiben. Egal, ob du als Privatperson Anreize suchst, dich während der Arbeit mehr zu bewegen, oder als Gesundheitsverantwortlicher im Unternehmen Kolleginnen und Kollegen oder Vorgesetzte überzeugen möchtest – der folgende Beitrag hilft dir, den Stellenwert von körperlicher Aktivität im Büroalltag zu verstehen und weiterzuvermitteln. Vor allem aber erfährst du wie du mehr Bewegung in deinen eigenen aber auch den Arbeitsalltag deiner Kolleginnen und Kollegen bringen kannst.

Zu wenig Bewegung am Arbeitsplatz – das passiert im Körper

Eine junge Frau sitzt am Schreibtisch, vor ihr ein Bildschirm, Tastatur und Maus sowie ein Glas Wasser und ein Apfel. Sie sitzt ergonomisch auf ihrem Platz.

Zunächst befassen wir uns mit den unmittelbaren Folgen von Bewegungsmangel und beantworten die Frage: „Was passiert im Körper, wenn wir uns zu wenig bewegen?“ Dabei möchten wir verdeutlichen, dass Bewegung im Alltag und Freizeitsport getrennt voneinander betrachtet werden müssen – auch Leistungssportler können unter den Auswirkungen von Bewegungsmangel im Büro leiden. Falls dir der folgende Abschnitt zu „trocken“ ist, empfehlen wir dir das TEDEd-Video von Murat Dalkilinc, das die Prozesse körperlicher Inaktivität sehr eindrücklich erklärt.

Flache Atmung und einseitige Belastung

Stell dir vor, du sitzt an deinem Schreibtisch, tief in deine Arbeit vertieft. Deine Schultern sacken nach vorne, und deine Wirbelsäule nimmt eine ungesunde Krümmung an. Diese Haltung engt deinen Brustkorb ein, wodurch deine Lunge weniger Platz hat, sich vollständig zu entfalten. Die Folge: Du atmest flacher, was den Sauerstoffgehalt in deinem Blut reduziert. Weniger Sauerstoff bedeutet, dass dein Gehirn nicht ausreichend versorgt wird – deine kognitive Leistungsfähigkeit und Konzentration nehmen ab. Du fühlst dich schneller erschöpft, und deine Kreativität lässt nach.

Langes Sitzen verursacht außerdem Muskelverspannungen, insbesondere im Nacken, Rücken und in den Schultern. Diese Verspannungen entstehen durch eine mangelnde Durchblutung des Gewebes, was wiederum die Versorgung der Muskeln mit Nährstoffen beeinträchtigt. Das passiert übrigens auch, wenn du ergonomisch sitzt, da manche Bereiche dennoch über- und andere unterbelastet sind. Jede Struktur im Körper braucht regelmäßige Reize, um sich zu entwickeln und zu erhalten. Werden bestimmte Funktionen nicht genutzt, baut der Körper sie ab. Ein Beispiel ist die Knochendichte, die sich reduziert, wenn die Knochen nicht ausreichend belastet werden.

Verklebte Faszien führen zu Schmerzen

Faszien sind das Bindegewebe, das unseren Körper in Form hält. Diese benötigen Bewegung und Flüssigkeit, um elastisch zu bleiben. Fehlt es an einem oder gar beidem, verfilzen die Faszien, was Schmerzen und eingeschränkte Beweglichkeit zur Folge haben kann. Wasser und Nährstoffe gelangen über den Darm in den Blutkreislauf und werden von dort ins Gewebe transportiert. Einige Strukturen, wie Meniskus, Bandscheiben und Knorpel, werden jedoch nicht direkt über Blutgefäße versorgt. Sie nehmen Nährstoffe durch einen schwammartigen Prozess aus dem umliegenden Gewebe auf – dieser Mechanismus wird durch Bewegung aktiviert, indem alte Stoffe herausgepresst und neue Nährstoffe aufgenommen werden.

Taube Beine und minimaler Stoffwechsel durch lange Sitzphasen

Vielleicht kennst du das Gefühl, dass deine Beine taub werden, wenn du zu lange sitzt. Dieses Taubheitsgefühl ist ein deutliches Zeichen dafür, dass deine Zellen und Nerven nicht ausreichend versorgt werden. Die Durchblutung wird durch langes Sitzen gestört, was den Transport von Sauerstoff und Nährstoffen zu den Zellen hemmt.

Langes Sitzen hat zudem Auswirkungen auf den Stoffwechsel: Der Körper geht in einen Energiesparmodus, und die Stoffwechselaktivität nimmt drastisch ab – nach einer Stunde am Schreibtisch sinkt deine Stoffwechselaktivität auf 10 % des Normalwertes. Diese Verlangsamung kann dazu führen, dass sich Fett in den Arterien ablagert. Das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei regelmäßig langem Sitzen steigt um etwa 13 %. Zusätzlich erhöht sich durch Insulinresistenzen das Risiko für Typ-2-Diabetes um bis zu 90 %.

Video: The hidden risk of sitting

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Mehr Informationen

Bewegung am Arbeitsplatz und mentale Gesundheit

Die wenigsten wissen, dass Bewegungsmangel auch die mentale Gesundheit negativ beeinflusst. Körperliche Aktivität hilft nicht nur gegen physische, sondern auch gegen psychische Belastungen. In vielen Fällen kann Bewegung sogar eine wirksame Therapie bei Depressionen sein. Darüber hinaus stärkt körperliche Aktivität die Resilienz und sorgt dafür, dass wir besser mit Stress umgehen können. Mehr darüber erfährst du in unserem Artikel „Mentale Gesundheit am Arbeitsplatz – Psychische Belastungen reduzieren“.

Bewegung nach der Arbeit ist also nicht genug!

Der Schlüssel zur Gesundheit liegt in regelmäßiger Bewegung – und zwar während der Arbeit! Studien zeigen, dass selbst intensives Training nach der Arbeit die oben beschriebenen Effekte nicht ausgleicht. Kurze Unterbrechungen während des Arbeitstags sind unerlässlich, um die oben beschriebenen Probleme zu vermeiden. Schon das Aufstehen, Dehnen oder ein kurzer Spaziergang fördern die Blutzirkulation und verbessern die Sauerstoffversorgung des Gehirns. Diese kleinen Bewegungen steigern nicht nur deine Energie, sondern verbessern auch deine allgemeine Gesundheit. Eine aufrechte Körperhaltung trägt zudem zu einer besseren Versorgung des Gewebes bei und unterstützt dein allgemeines Wohlbefinden. Aktive Pausen sind nicht nur hilfreich – sie sind notwendig, um gesundheitliche Risiken zu verringern und deine Lebensqualität langfristig zu erhalten, auch im Alter.

Folgen mangelnder Bewegung am Arbeitsplatz für die Gesundheit

Die Expertin für Bewegung am Arbeitsplatz im Deep Care Webinar vom 15.11.2022

Prof. Dr. Anke Steinmetz – Universitätsmedizin Greifswald

Rehabilitation, Diagnostik und Behandlung von Struktur- und Funktionsstörungen insbesondere des Bewegungssystems

Bewegungsmangel ist ein gesellschaftliches Problem und betrifft alle Berufsgruppen. Eine spanische Studie aus dem Jahr 2020 zeigt, dass 60 % der Männer und 50 % der Frauen in Deutschland „Dauersitzer“ sind (López-Valenciano PMC Public Health). Der DKV-Report 2023 belegt, dass wir mehr als jemals zuvor sitzen – im Schnitt 9,2 Stunden pro Tag. Besonders betroffen sind Bürobeschäftigte. Einer Studie des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) zufolge, ist das Risiko im Homeoffice sogar noch höher als im Büro.

Dass Sitzen ungesund ist, dürfte mittlerweile jedem klar sein. Erschreckend ist jedoch, wie stark Bewegungsmangel die Gesundheit beeinträchtigt. Prof. Dr. Anke Steinmetz hat 2022 in unserer Webinar-Reihe „Expertenrunde“ das Thema „Sitzen – das neue Rauchen“ thematisiert und die gesundheitlichen Folgen von Bewegungsmangel aufgezeigt: Rückenschmerzen, Verspannungen, aber auch ernsthafte Erkrankungen wie Adipositas, Bluthochdruck, Diabetes und ein erhöhtes Krebsrisiko.

Studienlage zu den Folgen von zu wenig Bewegung im (Arbeits)alltag

Zu langes Sitzen und fehlende körperliche Aktivität sind eng mit verschiedenen gesundheitlichen Problemen verknüpft. Im wesentlichen lassen sich die folgenden mangelnder Bewegung auf die folgenden vier häufigsten Risiken runterbrechen.

1. Muskel- und Skeletterkrankungen:

Bewegungsmangel verursacht Muskel- und Skeletterkrankungen wie Rückenschmerzen, Nackenverspannungen und Gelenkprobleme. Laut Journal of Occupational Health Psychology ist langes Sitzen eng mit muskulären Beschwerden und Rückenschmerzen verbunden (Quelle: Journal of Occupational Health Psychology: Journal of Occupational Health Psychology. Sitting Time and Musculoskeletal Pain: A Longitudinal Study).

2. Herz-Kreislauf-Erkrankungen:

Bewegungsmangel reduziert die Herz-Kreislauf-Fitness und steigert das Risiko für Erkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall. Laut der American Heart Association ist langes Sitzen signifikant mit einem erhöhten Risiko kardiovaskulärer Erkrankungen verbunden (Quelle: American Heart Association: Sitting Time and All-Cause Mortality Risk in 222 497 Australian Adults).

3. Gewichtszunahme und Adipositas:

Langes Sitzen führt zu einer negativen Energiebilanz und kann Gewichtszunahme, Adipositas und Diabetes begünstigen. Eine Studie im Journal of Physical Activity and Health zeigt, dass häufiges Sitzen das Risiko für Fettleibigkeit erhöht (Quelle: Journal of Physical Activity and Health: Journal of Physical Activity and Health. Sedentary Behavior and Obesity in Adults: A Systematic Review).

4. Mentale Gesundheit:

Langes Sitzen kann auch die mentale Gesundheit beeinträchtigen, das Risiko für Depressionen und Angstzustände erhöhen. Eine Studie im British Journal of Sports Medicine verknüpft Bewegungsmangel mit einem erhöhten Depressionsrisiko (Quelle: British Journal of Sports Medicine: British Journal of Sports Medicine. Sedentary Behaviour and the Risk of Depression: A Meta-analysis).

Muskel-Skelett-Erkrankungen, zu denen auch Rückenschmerzen zählen, gehören seit Jahren zu den Hauptursachen für Krankheitstage in Unternehmen. Der DAK-Gesundheitsreport 2023 zeigt, dass Muskel-Skelett-Erkrankungen im Jahr 2022 mit 17,7% aller Krankheitstage auf Platz zwei der Ursachen für Ausfalltage lagen. Psychische Erkrankungen (15,1%) und Atemwegserkrankungen (19,9%) belegen den dritten und ersten Platz in der Statistik.

Chronische Rückenschmerzen als einer der häufigsten Folge von Bewegungsmangel

Um zu verdeutlichen, wie häufig Rückenschmerzen sind, hat Prof. Dr. Anke Steinmetz auf eine Umfrage aus dem Jahr 2019 verwiesen, die zeigte, dass 66% der Menschen in Deutschland mindestens einmal im Monat Rückenschmerzen hatten. 29% – also fast jede dritte Person – sogar mindestens einmal in der Woche. Da laut Definition ein Rückenschmerz ab einer Dauer von 3 Monaten als chronisch gilt, bedeutet das, dass zwei von drei Menschen in Deutschland unter chronischen Rückenschmerzen leiden.

Betroffene sehen Schreibtischarbeit als Ursache für Beschwerden

Wer jetzt denkt, Rückenschmerzen seien primär durch körperliche Arbeit verursacht, liegt falsch. Wie die Befragung ergab, gaben die meisten als Ursache ihrer Probleme „zu wenig Sport / zu schwache Muskulatur“ (37%) sowie „Sitzen am Schreibtisch bei der Arbeit“ (36%) an. Prof. Dr. Anke Steinmetz fasst die Statistik so zusammen, dass in 73% der Fälle Bewegungsmangel als Ursache für Rückenschmerzen genannt wird, wobei die Hälfte der Betroffenen den Grund ihrer Beschwerden im Zusammenhang mit mangelnder Bewegung am Arbeitsplatz sehen.

Statistik einer Umfrage aus dem Jahr 2019 welche zeigt, dass Bewegungsmangel als Hauptursache für Rückenschmerzen angesehen wird
Ausschnitt des Gastvortrags von Prof. Dr. Anke Steinmetz beim Deep Care Webinar vom 15.11.2022

Darum investieren Unternehmen in Gesundheitsangebote, um Bewegung am Arbeitsplatz zu fördern

Welche Rolle Bewegung für jeden von uns spielt und wie wichtig Sport und regelmäßige körperliche Aktivität für unsere Gesundheit sind, ist klar. Ebenso, dass wir selbst an uns arbeiten und versuchen können, Bewegung einen höheren Stellenwert in unserem Leben einzuräumen und uns mehr Zeit dafür zu nehmen. Für Bürobeschäftigte sind ausreichend und regelmäßige Bewegung am Arbeitsplatz nur bedingt möglich bzw. alleine schwer umzusetzen. Daher sehen wir Arbeitgeber in einer besonderen Verantwortung, die Bewegungsförderung und Gesunderhaltung ihrer Mitarbeitenden aktiv zu unterstützen, da diese durch ihre berufliche Tätigkeit überwiegend an den Schreibtisch gebunden sind.

Gesundheit und Wirtschaftlichkeit: Die unterschätzten Kosten des Bewegungsmangels im Büro

Bewegungsmangel betrifft nicht nur die Gesundheit der Mitarbeitenden, sondern auch den Erfolg eines Unternehmens. Rückenschmerzen und andere gesundheitliche Probleme führen zu Ausfalltagen und langfristigen Krankheitsfällen, die teils hohe Kosten verursachen können. Ein hoher Krankenstand wirkt sich aufgrund vieler Faktoren stark auf die Produktivität und das Betriebsklima aus. Zum einen kann ein abwesender Mitarbeiter keine Leistung erbringen. Zum anderen entsteht für die direkten Kolleginnen und Kollegen des ausgefallenen Mitarbeitenden eine erhebliche Mehrbelastung, die nicht nur deren Produktivität, sondern auch die Arbeitszufriedenheit negativ beeinflusst.

Das wohl größte Problem eines „ungesunden“ Unternehmens haben jedoch viele nicht im Blick: Präsentismus. Präsentismus beschreibt den Umstand, dass Mitarbeitende zur Arbeit kommen, obwohl sie eigentlich krank sind – beispielsweise wenn ein Mitarbeitender trotz Rückenbeschwerden arbeitet. Angesichts der Tatsache, dass zwei von drei Menschen in Deutschland chronisch an Rückenbeschwerden leiden, wird klar, wie häufig Präsentismus im Bürokontext vorkommt. Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin geht davon aus, dass 85 % derer, die unter Rückenschmerzen leiden, trotz Beschwerden zur Arbeit gehen. Laut Untersuchungen des Business Health Index (BHI®) belaufen sich die Kosten für Produktivitätsverluste aufgrund von Präsentismus durchschnittlich auf 1.745 € pro Mitarbeiter und Monat. Selbst wenn Arbeitgeber es sich „leisten können“, auf positive Effekte wie Arbeitgeberattraktivität und Mitarbeiterbindung durch betriebliche Gesundheitsförderung zu verzichten, zeigen diese Zahlen deutlich die betriebswirtschaftliche Notwendigkeit für entsprechende Maßnahmen.

Bewegung im Büro verhindert nicht nur Produktivitätsverlust, sondern hat zudem das Potenzial, die Produktivität der Mitarbeitenden zu steigern, indem die kognitive Leistungsfähigkeit verbessert und kreative Denkprozesse geschärft werden. Aus unternehmerischer Sicht ist es daher sinnvoll, in Angebote und Maßnahmen zu investieren, die es Mitarbeitenden ermöglichen, sich während der Arbeit mehr zu bewegen. Prof. Dr. Anke Steinmetz betont bei Gesundheitsförderungsmaßnahmen im Themenfeld Bewegung & Ergonomie die Bedeutung einer großen Bewegungsvielfalt.

Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) im Themenfeld Bewegung & Ergonomie wirksam umsetzen

Wer sich schon einmal vorgenommen hat, sich mehr zu bewegen – sei es, in der Freizeit mehr Sport zu treiben oder im Arbeitsalltag die Sitzzeiten zu reduzieren – weiß, wie schwierig das ist. Versetzt man sich nun in die Lage von Personen, die dies auf Unternehmensebene für Hunderte oder Tausende Mitarbeitende anstreben, kann man erahnen, vor welche Mammutaufgabe sie damit gestellt sind. Im Folgenden gehen wir daher darauf ein, wie Bewegungsförderung im Bürokontext wirkungsvoll umgesetzt werden kann.

Hier finden Sie zu diesem Thema auch ein konkretes Praxisbeispiel

Mitarbeitende dauerhaft zur Bewegung motivieren und Bewegung in den Arbeitsprozess integrieren

Im Kontext betrieblicher Gesundheitsförderung gibt es heute zahlreiche Ansätze zur Bewegungsförderung. Die wenigsten jedoch haben das Potenzial, das Gesundheitsverhalten der Mitarbeitenden im Arbeitsalltag nachweislich messbar und langfristig zu verbessern, um mehr Bewegung am Arbeitsplatz zu fördern. Da eine tiefere Bewertung und Herleitung dieser Erkenntnis den Rahmen dieses Beitrags sprengen würde, werden wir hierfür einen eigenen Beitrag verfassen.

Bewegungsförderung muss zunächst arbeitsbegleitend angeboten werden

Im Wesentlichen kann man sagen, dass ein Großteil der gängigen BGF-Maßnahmen nur sekundär der Gesundheit im Unternehmen dient, da sie das Gesundheitsverhalten meist außerhalb des Arbeitsplatzes und oft auch außerhalb der Arbeitszeit betreffen. Beispiele sind Firmenfitness, Betriebssport, Bewegte Pausen oder Fahrradleasing. Nach Prof. Dr. Anke Steinmetz steht das betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM) hier vor der zentralen Aufgabe, Bewegung nicht nur auf Pausenphasen oder die Zeit außerhalb der Arbeit zu beschränken, sondern sie aktiv in den Arbeitsprozess zu integrieren. So kann während des Arbeitstages mehr Abwechslung und Aktivität gewährleistet werden. Nur vielfältige Bewegungsangebote, die Mitarbeitende durch regelmäßige Erinnerungen und Möglichkeiten während der Arbeit unterstützen, können langfristig zur Verbesserung der Gesundheit im Büroumfeld beitragen.

Bewegung am Arbeitsplatz muss aufwandsneutral möglich sein

Eine große Herausforderung bei Bewegungsförderungsmaßnahmen wie Sitzfahrrädern, höhenverstellbaren Schreibtischen und regelmäßigen Sitzunterbrechungen, die immerhin direkt an der Arbeitsrealität von Bürobeschäftigten ansetzen, besteht darin, dass Mitarbeitende kontinuierlich an diese Bewegungsoptionen erinnert werden müssen, um tatsächlich mehr Bewegung ins Büro zu bringen. Häufig reicht es nicht aus, nur die entsprechenden Hilfsmittel bereitzustellen – es bedarf zusätzlicher Impulse, die die Mitarbeitenden dazu motivieren, diese regelmäßig zu nutzen. Um gesunde Bewegungsabläufe zu internalisieren, also um Gewohnheiten entstehen zu lassen, müssen diese über einen Zeitraum von ca. 2 Monaten teil der täglichen Arbeit werden. Nur wenn die Bewegungsangebote dabei die Produktivität erhalten, haben sie eine Chance, Teil der Arbeitsroutine zu werden, da sie andernfalls nicht regelmäßig genutzt werden. Ziel der Bewegungsförderung am Arbeitsplatz sollte daher sein, gesunde Arbeitsroutinen der Mitarbeitenden zu stärken. Routinen zeichnen sich dadurch aus, dass sie automatisch – also ohne kognitive Ressourcen – ausgeführt werden und somit nicht als anstrengend oder aufwändig wahrgenommen werden.

Praxisbeispiel: Gelungene Bewegungsförderung am Arbeitsplatz bei E.ON SE

Der Praxisbericht „Arbeitsplatzergonomie neu gedacht„, der im Januar 2024 in der Fachzeitschrift ASU (Arbeitsmedizin | Sozialmedizin | Umweltmedizin) erschien, beschreibt die Pilotierung eines neuen Gesundheitsangebots der E.ON SE zur Förderung gesunder Arbeitsgewohnheiten von Bürobeschäftigten im Kontext von hybrider Arbeit (New Work). Die projektverantwortliche Gesundheitsmanagerin von E.ON (Kirstin Berens) beschreibt darin die gängigen Herausforderungen im Bürokontext. Mitarbeitende verbringen lange Zeit im Sitzen, was negative Auswirkungen auf Gesundheit und Wohlbefinden haben kann. Zudem verlangen hybride Arbeitsplatzkonzepte und der Trend zum Homeoffice, dass Gesundheitsangebote auch hybrid genutzt werden können. Letztlich werden gängige Angebote selten in Anspruch genommen und langfristige Verbesserungen im Gesundheitsverhalten der Mitarbeitenden bleiben aus.

Das Pilotprojekt: persönliche KI-Assistenz zur Festigung gesunder Gewohnheiten

Pilotierungsergebnisse des neuen BGF-Angebotes bei der E.ON SE

Um die Gesundheit der Mitarbeitenden standortunabhängig und nachhaltig zu fördern, wurde ein digitaler, KI-basierter Gesundheitscoach von Deep Care mit dem Namen «Isa – ergo move», implementiert. Dieser erkennt mittels Sensorik das Gesundheitsverhalten von Beschäftigten und errechnet daraus ein individuelles Belastungsprofil. Dieses dient als Grundlage für viele kleine, bedarfsorientierte Gesundheitsinterventionen, die der KI-Gesundheitscoach über ein kleines Display bildhaft in den Arbeitsalltag einspielt. So leitet das Gerät beispielsweise gezielte Bewegungsübungen an, gibt ergonomische Haltungskorrekturen oder erinnert daran, ausreichend zu trinken. Mitarbeitende wurden durch diesen über mehrere Wochen im Arbeitsalltag begleitet, sodass sich gesunde Verhaltensweisen festigen und neue Arbeitsroutinen entstehen konnten.

Die Pilotphase zeigte positive Ergebnisse: Über 90 % der Teilnehmenden berichteten von einer Verbesserung ihres Gesundheitsverhaltens, 80 % unterbrachen längere Sitzzeiten bewusst, und fast die Hälfte nutzte höhenverstellbare Tische häufiger. Auch die Niederschwelligkeit des Angebots und die Offline-Datenverarbeitung wurden positiv bewertet. Weitere Praxisstudien mit «Isa – ergo move», die auf knapp 2000 Nutzerfeedbacks beruhen, zeigen, dass 80 % der Teilnehmenden von neuen Gesundheitsgewohnheiten berichten. Das Praxisbeispiel von Deep Care und E.ON zeigt also eindrücklich, wie Gesundheitsförderung während der Schreibtischarbeit maximal effektiv und niederschwellig umgesetzt werden kann.

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